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Abschiedsgeschenke


Erling Haaland schenkt zum Abschied Schweizer Uhren.

Erling Braut Haaland gilt als grösstes Fussballtalent der Welt. Untypischerweise stammt er aus Norwegen und nicht aus einem Land mit grosser Tradition, was den filigranen Umgang mit dem runden Leder angeht. Glaubt man transfermarkt.ch, hat der heute 22-jährige Mittelstürmer seinen Marktwert in den vergangenen drei Jahren verdreissigfacht und gilt heute als einer der drei wertvollsten Fussballspieler des Planeten. Soweit, so gut.


Sein jüngster Wechsel von Borussia Dortmund zu Manchester City kostete die Käuferseite rund 60 Millionen. Gerüchten zufolge kassierte der junge Norweger eine ähnliche Summe als Handgeld für die Unterschrift in England. Diese Summen sind absurd, keine Frage. Dennoch möchte ich an dieser Stelle nur auf ein winziges Detail eingehen und zeigen, dass Luft nach oben besteht.


Haaland gilt gemeinhin als gut erzogener und umgänglicher Typ. Das ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit, wie Schlagzeilen über Berufskollegen in Boulevardzeitungen regelmässig zeigen. Glaubt man gängigen Klischees, gelten Norweger selten als extrovertiert. Zudem war schon Erlings Vater – Alf-Inge Haaland – Fussballprofi und Nationalspieler Norwegens. Er wird seinem Sohnemann eine gute Portion Demut mit auf den Weg gegeben haben.


Als anständiger Typ mit vollen Taschen war es für Erling Haaland im Sommer dieses Jahres wohl eine Selbstverständlichkeit, die zukünftigen Ex-Kolleg: innen in Borussia Dortmunds Mannschaft und Staff am eigenen Glück teilhaben zu lassen. So kaufte der angehende Weltstar kurzerhand eine grosse Hand voll Uhren der Marken Rolex und Omega und verteilte diese an die Hinterbliebenen seines Abgangs. Glaubt man dem Männermagazin Gentlemen`s Quarterly, dann hat die formelle Verabschiedung rund eine halbe Million Euro gekostet.


Ich sehe die löbliche Absicht dieser Geste. Jedoch kam sie aus meiner Sicht – zumindest zum Teil – den falschen zugute. Mit Ausnahme der zwanzig Betreuenden – Physiotherapeut: innen, Köche und so weiter. Ich gehe davon aus, Uhren genannter Marken für diese Menschen etwas Aussergewöhnliches sind. Seine Teamkollegen können sich jedoch bei Bedarf wöchentlich eine neue Uhr kaufen. Bis vielleicht auf die Jugendspieler, aber die sollten den Fokus ohnehin nicht auf Statussymbole legen, sondern vielmehr auf die Entwicklung ihrer Karriere – meine Meinung.


Mich interessiert die Frage, was Haaland sonst hätte tun können mit dieser halben Million Euro, um sich bei seinem Umfeld in Dortmund gebührend zu verabschieden. Wäre zum Beispiel eine Investition in die Nachwuchsabteilung des Vereins eine Option gewesen? Oder hätte er sogar die Saisonkarte der 25 000 treusten Anhängern auf der legendären Südtribüne für ein Jahr um 20 Euro reduzieren können. Mit dieser Summe hätte er auch rund 100 000 Biere im und um das Stadion spenden können. In einer wirtschaftlich gebeutelten Region wie dem Ruhrgebiet hätten ihm jene Menschen, die in den letzten Jahren sein Salär mitfinanzierten, als Reaktion auf eine dieser Gesten wohl ein Denkmal gebaut.

Es wäre aber auch zumutbar gewesen, über die Grenzen des Vereins hinauszudenken und sich sozial zu engagieren. Bedürftige gibt es nämlich überall. Und in Dortmund schlägt auch deren Herz für Schwarz und Gelb. Der junge Norweger hätte sich auch an die wilde Natur seines Heimatlandes zurückbesinnen und in Nord Rhein Westfalen ein nachhaltiges Klima- oder Umweltprojekt unterstützen können.


Ich bin der Meinung, alle Alternativen wären sinnvoller und vor allem nachhaltiger gewesen als die Vergabe von Luxusgütern. Seine engsten Mitarbeitenden wären sicher auch mit einem Abendessen zufrieden gewesen.


Hätte er diese Handlungsoptionen, verbunden mit der Absicht eines Abschiedsgeschenks, offen dargelegt und seinen bewussten Entscheid für eine nachhaltigere Alternative kommuniziert, er wäre mit 22 Jahren unsterblich geworden. Vielleicht tut er es ja bei seinem nächsten Wechsel. Anders als auf dem Fussballplatz besteht hier noch viel #luftnachoben


Was denkst du wäre die beste Entscheidung gewesen?


A. Luxus ist doch gut.

B. Eine Investition in den Nachwuchs ist nachhaltig!

C. Ohne Fans, die jede Woche auf der Tribüne stehen gäbe es keinen Profifussball.

D. Freibier!

E. Auch Profifussballer sollen sich sozial, für das Klima und die Umwelt engagieren.


Schreib mir deine Meinung!

mischa@wertearchitekten.ch




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